Hightech-Forum: Bio-IT-Innovation werden unser Leben prägen
Berlin, 14. Oktober 2020. Aus dem Zusammenwachsen von Biologie und Informationstechnologie erwachsen bahnbrechende Innovationen, die zu ganz neuen Möglichkeiten in der Medizin, der Land- und Ernährungswirtschaft oder der industriellen Produktion führen werden. Globale Player, allen voran große Technologieunternehmen, gehen mit weitreichenden Projekten voran. Diese Erkenntnis zieht das Hightech-Forum in seiner heute veröffentlichten Analyse zu „Bio-IT-Innovationen“. Das Gremium rät der Bundesregierung, das Thema auf die politische Agenda zu heben, die Bio-IT-Forschung zu stärken und gemeinsam mit Gesellschaft und Wirtschaft in die Anwendung zu bringen.
Das Hightech-Forum beobachtet, dass die Bio-IT enorme Innovationspotenziale für stark wachsende Zukunftsmärkte, etwa der Bioökonomie, bietet. Seien es treffsichere und ganz neue Behandlungsmöglichkeiten in der personalisierten Medizin oder die Entwicklung einer klimafreundlichen und effizienten Nahrungsmittelproduktion. Auch visionäre Projekte in der IT von der digitalen Datenspeicherung in DNA bis hin zu Hirn-Computer-Schnittstellen oder dem 3D-Druck von biologischem Gewebe werden bereits international vorangetrieben.
Deutschland müsse sich bemühen, die Entwicklung der Technologien auf Augenhöhe und im Sinne einer verantwortlichen Forschung und Innovation mitzugestalten – vor allem angesichts der massiven Investitionen und des wachsenden Engagements großer Digitalkonzerne. Der Wettbewerb um wissenschaftliche Talente, um Daten- und Marktzugänge und um die wirtschaftlichen Umsetzungen hat laut Hightech-Forum bereits begonnen.
Prof. Dr. Christiane Woopen, Geschäftsführende Direktorin des Cologne Center for Ethics, Rights, Economics, and Social Sciences of Health (CERES), Universität zu Köln, und Sprecherin des Thementeams „Bio-IT Innovationen“ im Hightech-Forum, betont: „Mit Bio-IT-Innovationen können wir wichtige Nachhaltigkeitsziele etwa im Bereich der Gesundheitsversorgung, der Ernährung, des Klimaschutzes und der Biodiversität mit ganz neuer Dynamik verfolgen. Deutschland kann hier eine international bedeutsame Rolle spielen, wenn es die Rahmenbedingungen für eine effiziente Innovationskette von der Idee bis zur Anwendung klug ausgestaltet. Die Gesellschaft ist dabei von vorne herein konsequent einzubeziehen, damit Bio-IT-Entwicklungen angesichts neuer ethischer und gesellschaftlicher Herausforderungen dem Fortschritt für alle dienen und letztlich auch sozial zu Innovationen werden. “
Das Gremium empfiehlt der Bundesregierung daher, eine Bio-IT-Agenda als Kernbestandteil einer weiterentwickelten Hightech-Strategie umzusetzen. Ein neues Bio-IT-Forschungszentrum soll alle relevanten Fachkompetenzen deutschlandweit verbinden, um Forschung und Entwicklung auf internationalem Niveau voranzutreiben. Mit Blick auf Bio-IT-Anwendungen made in Germany, betont das Hightech-Forum die Notwendigkeit passender Anreize für Ausgründungen und Hightech-Start-ups: Der Transfer von Bio-IT-Grundlagenforschung in Unternehmen erfordert Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe. Im internationalen Wettbewerb um Investoren müssen neue, unbürokratische Steueranreizmodelle geschaffen und regulatorische Handlungsspielräume bezüglich der Freigabe und Verwertung von Schutzrechten für Ausgründungen eingeräumt werden. Zudem soll die Politik die frühe Einbindung der Gesellschaft, z. B. in der Produktentwicklung, anregen und fördern. Dazu gehört auch eine breite gesellschaftliche Debatte über die ethischen und sozialen Herausforderungen neuer Bio-IT-Anwendungen.
Die Empfehlungen des Hightech-Forums werden am 28. Oktober 2020 in der Runde der Staatssekretärinnen und Staatssekretäre aller Bundesressorts zur Hightech-Strategie 2025 vorgestellt. Das Hightech-Forum lädt ausdrücklich zur Kommentierung des Impulspapiers ein.
Federführende Autorinnen und Autoren des Impulspapiers sind die Hightech-Forum-Mitglieder Prof. Dr. Christiane Woopen, Geschäftsführende Direktorin des Cologne Center for Ethics, Rights, Economics, and Social Sciences of Health (CERES), Universität zu Köln, Dr. Martin Brudermüller, Vorstandsvorsitzender und Chief Technology Officer (CTO) der BASF SE, Prof. Dr. Sabina Jeschke, Vorstand Digitalisierung & Technik der Deutschen Bahn AG, Dr. Marion Jung, Geschäftsführerin der ChromoTek GmbH und Prof. Johannes Vogel, Ph.D., Generaldirektor des Museums für Naturkunde Berlin.
Nützliche Links:
Sechs Kurzexpertisen zu Bio-IT-Anwendungen wurden bei führenden Persönlichkeiten beauftragt. Diese finden Sie hier:
Prof. Dr. Birgitta König-Ries
Dr. Andreas Kurtz, Dr. Antonie Fuhr, Prof. Dr. Heiko Zimmermann
Prof. Dr. Hans Lehrach
Prof. Dr. Nikolaus Rajewsky
Prof. Dr. Friedrich C. Simmel
Fabio Ziemssen
Das Impulspapier „Offene Wissenschaft und Innovation“ (ebenfalls am 14. Oktober 2020 veröffentlicht) finden Sie hier
Video-Interviews mit Prof. Johannes Vogel, Ph.D., Generaldirektor des Museums für Naturkunde Berlin, zu „Bio-IT-Innovationen“: „Herausforderungen der Bio-IT“ und „Warum Deutschland ein Forschungszentrum für Bio-IT braucht“
Auf Twitter finden Sie zudem weitere aktuelle Einblicke in die Arbeit des Gremiums
Weitere Informationen
Impulspapier
Hier können Sie das Impulspapier als pdf herunterladen.
Kurz-Expertisen
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