Agilität des Innovationssystems
Agilität des Innovationssystems
Innovationssysteme befinden sich in einem langfristigen Transformationsprozess. Wie können die Akteure flexibler, der Transfer von Wissen schneller und der Wandel effizienter gestaltet werden?
Die Anforderungen an Innovationssysteme ändern sich stetig. Das hat verschiedene Ursachen. Auf wissenschaftlicher Ebene ermöglichen die rasanten Fortschritte im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien eine neue Wissenskultur und eine globale Vernetzung. Auf wirtschaftlicher Ebene steigt der internationale Wettbewerbsdruck. Auf politischer Ebene werden neue Förderkonzepte erprobt. Wie wirken sich diese und andere Trends auf bestehende Innovationssysteme aus? Ihre Akteure müssen schneller neue Technologien adaptieren, schneller Innovationen hervorbringen, in neuen Konstellationen zusammenarbeiten, flexibler auf veränderte Rahmenbedingungen reagieren – kurz: sie müssen agiler werden, um den Anforderungen einer sich wandelnden Gesellschaft gerecht zu werden.
Agilität als Wettbewerbsvorteil
Vorteile im Wettbewerb der Forschungs- und Innovationsstandorte entstehen insbesondere durch das rasche Aufgreifen neuer Chancen. Daher gewinnt die Frage an Bedeutung, welche neuen Technologien und Geschäftsmodelle den Forschungs- und Innovationsstandort Deutschland künftig prägen und seine internationale Wettbewerbsfähigkeit beeinflussen. Für die Diffusion neuer Technologien sind vor diesem Hintergrund ein schnellerer Transfer und eine schnellere Skalierung von Innovationen wesentliche Erfolgsfaktoren. Nicht selten geht damit der Bedarf an neuen rechtlichen Rahmenbedingungen einher.
Wandel in der Forschungs- und Innovationspolitik
Die Anforderungen an das deutsche Innovationssystem haben sich auch im Zuge der stärkeren Missionsorientierung der Forschungs- und Innovationspolitik stark verändert. Missionen sind ein Instrument, um die Forschungs- und Innovationsförderung auf die Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen auszurichten. Eine Mission ist dabei kein einzelnes Projekt. Vielmehr handelt es sich um eine konzertierte Anstrengung, ein vorgegebenes Ziel durch ein ganzes Portfolio an Aktivitäten und Projekten zu erreichen. Hierfür soll ein möglichst weiter Kreis von Akteuren mobilisiert werden.
Um das vorgegebene Ziel einer Mission erreichen zu können, bedarf es eines hohen Grades an Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der beteiligten Akteure. Es muss etwa Möglichkeiten zur Kursänderung geben, falls das Risiko besteht, dass vorgegebene Ziel nicht erreichen zu können. Es stellt sich die Frage, ob das bestehende Innovationssystem diesen Anforderungen gerecht wird.
Wie kann das Innovationssystem agiler werden?
Diese Frage stellt sich ein Thementeam im Hightech-Forum. Ziel ist es, innovative Ideen für ein zukünftiges Innovationssystem und damit verbunden den Bedarf an neuen bzw. veränderten Rahmenbedingungen zu identifizieren – auch im Abgleich mit bereits veröffentlichten Handlungsempfehlungen von anderen Beratungsgremien.
Zentrale Fragestellungen für die Zukunftsfähigkeit des deutschen Innovationssystems sind daher:
- Welche neuen Rollen und Aufgaben ergeben sich für die verschiedenen Akteure im sich wandelnden Innovationssystem?
- Welche Zukunftskompetenzen werden für einen systemischen Wandel benötigt?
- Welche neuen Rahmenbedingungen, Strukturen und Netzwerke braucht das deutsche Innovationssystem, damit seine Akteure flexibler und agiler den Wandel mitgestalten können?
Beratungsprozess
Am 25. September 2019 fand ein Experten-Workshop statt, in dem ein Zukunftsbild des deutschen Innovationssystems entwickelt wurde. Auf der dritten Sitzung des Hightech-Forums am 20. November 2019 sowie auf der vierten Sitzung am 11. März 2020 wurden die Arbeitsergebnisse durch den Sprecher des Thementeams, Prof. Dr. Holger Hanselka, vorgestellt und im Plenum beraten. Am 1. April 2020 wurde ein Impulspapier mit Empfehlungen für mehr Agilität im Innovationssystem veröffentlicht, das den Fokus auf den Staat und die öffentliche Verwaltung legt.
Hier geht’s zum Impulspapier
Das Impulspapier „Agilität im Innovationssystem – der Staat als Akteur“ können Sie hier in der Online-Version lesen und kommentieren oder unten als pdf herunterladen.
Prof. Dr.-Ing. Holger Hanselka, Präsident des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), erklärt, warum ein agiler Staat für die Innovationsförderung wichtig ist: